Mit dieser Ankündigung ist der Weg für eine erneute Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz geebnet. Seine Nominierung soll am kommenden Montag in einer Sitzung des Parteivorstandes erfolgen. Wie die uns berichtet, war dieser Entscheidung eine klare Botschaft von Scholz vorausgegangen, die SPD erneut in den Wahlkampf führen zu wollen. Pistorius hätte lediglich die Möglichkeit gehabt, als amtierender Verteidigungsminister gegen den amtierenden Kanzler anzutreten, eine Option, die weder er noch die Parteiführung wünschte, trotz zahlreicher Gegenstimmen von der Basis.
Nach dem Bruch der Ampel-Koalition entstand innerhalb der SPD eine zunehmend lauter werdende Debatte, ob es nicht sinnvoller wäre, mit Pistorius ins Rennen zu gehen. Angesichts seiner deutlich höheren Beliebtheitswerte und vermuteten besseren Wahlchancen sprachen sich immer mehr SPD-Politiker auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene offen für ihn aus. Ein offener Schlagabtausch zwischen Scholz und Pistorius hätte jedoch die Gefahr mit sich gebracht, die SPD für den bevorstehenden Kurz-Wahlkampf zur vorgezogenen Bundestagswahl (23. Februar) zu spalten.
Interessanterweise wirkte Olaf Scholz auf dem Rückflug vom G-20-Gipfel in Rio de Janeiro trotz des parteiinternen Chaos entspannt. In einem Interview mit der WELT äußerte sich Scholz zu Pistorius mit einem aufhorchenden Satz: „Ich bin mir seiner Loyalität sehr sicher.“ Diese Aussage könnte darauf hindeuten, dass Scholz bereits ahnte, dass Pistorius von sich aus zurückziehen würde.